Ist ein Bausparvertrag oder ein Sparplan besser?

Man liest und hört immer wieder, dass Bausparen eher Geld vernichtet, statt wirklich anzusparen und man mit anderen Anlageformen besser fährt. Auch wenn man dann am Ende das Risiko eines deutlich höheren Kredit-/Bauzinses hat, da der Zinssatz ja nicht mit Beginn des Bausparvertrages schon für einige Jahre festgelegt wird.

Deshalb dachte ich mir, das mit einer einfachen Beispielrechnung einmal selbst durchzukalkulieren. Die verwendeten Werte sind natürlich nur eine theoretische Annahme und die Kennzahlen zum Zins, der Laufzeit etc. variabel.

Voraussetzung und Annahme:

Ledig, keine Kinder, Jahreseinkommen unter 20.900 EUR brutto, 90 EUR monatlich sparen für 15 Jahre.

Rechnung ohne staatliche Zulagen:

Mit den genannten 90 EUR und einem Guthabenzins von 1,00 % ergibt sich errechnet eine Bausparsumme von 33.000,00 EUR. Das angesparte Bausparguthaben zum 30.04.2027 beträgt 16.721,21 EUR, darin enthalten an Zinsen & Prämien: 1.211,21 EUR

Für den Rest bis zu den möglichen 33 Tausend Euro (16.278,79 EUR) gilt

  • aktuell gebundener Sollzinssatz von 3,75 % p.a.
  • effektiver Jahreszins ab Zuteilung 4,09 % p.a.
  • monatlicher Zins- und Tilgungsbeitrag: 198,00 EUR

Die Tilgung erfolgt innerhalb von 8 Jahren und obige Rechnung ist ohne staatliche Zulagen erfolgt. Sofern das Jahreseinkommen unter 20.900 EUR liegt, besteht jedoch die Möglichkeit staatlicher Zulagen.

Rechnung mit Zulagen und Bonus:

+ Vermögenswirksame Leistungen (vL) max 470 EUR im Jahr, somit 40 EUR im Monat
+ Arbeitnehmer-Sparzulage
+ Wohnungsbau-Prämie

ergibt errechnet, dank der Zulagen, eine höhere Bausparsumme von 49.000,00 EUR.

Das angesparte Bausparguthaben zum 30.04.2027 beträgt nun 25.631,76 EUR, darin enthalten an Zinsen & Prämien satte: 3.111,76 EUR

Allerdings wird bei Abruf der deutlich höheren Bausparsumme auch ein höherer Betrag für den Kredit aufgenommen werden für den wie oben der selbe aktuell gebundener Sollzinssatz von 3,75 % p.a. und somit ein effektiver Jahreszins ab Zuteilung von 4,09 % p.a. greift. Der monatlicher Zins- und Tilgungsbeitrag erhöht sich auf 294,00 EUR.

Sparplan + Kredit:

Nehmen wir nun an, über 15 Jahre lang jeden Monat die festgelegten 90 EUR in einen Sparplan zu stecken, dessen Zinssatz im Laufe der Zeit langsam steigt. Die jährlich erwirtschafteten Zinsen werden dabei zu lediglich 0,25% angelegt. (z.B. Postbank Sparplan)

Dann erhält man ein angespartes Guthaben nach 15 Jahren von: 18,700,19 EUR

Nach der eingangs errechneten Bausparsumme von 33.000,00 EUR ergibt sich, dass die Differenz hierbei über einen separaten Kredit zu überbrücken ist: 14.299,81 EUR. Es fällt auf, dass der benötigte Kredit dank der besseren Zinsen während der Ansparzeit knapp 2.000 EUR weniger beträgt.

Wir nehmen als 14.300,00 EUR auf und tilgen diese, ebenfalls in exakt 8 Jahren (92 Monate). Nehmen wir ein beliebiges Angebot wie z.B. von EasyCredit, so beträgt die Rate beim aktuellen Zinsstand nur 187,00 EUR.

198,00 EUR (Bausparkredit) – 187,00 EUR (norm. Kredit) = 11 EUR

Hochgerechnet auf 8 Jahre (92 Monate) ergibt sich ein Vorteil von 1012 EUR. Mit einem Sparplan ist also dasselbe möglich wie mit einem Bausparvertrag. Mehr noch, man spart zusätzlich sogar nach obigem Beispiel auch noch gut 1.000 EUR bei der Rückzahlung 🙂

Die Berechnung setzt natürlich eine entsprechende Bonität für den Kredit voraus und legt den aktuellen Zinssatz zugrunde. Dieser kann in 15 Jahren höher ausfallen, womit die Ersparnis geringer ausfallen oder wegfallen kann.

Persönliches Fazit:

Einem wirklichen Nein zur Anlageform des Bausparens kann ich mich nicht anschließen. Jedoch ist diese Form der Anlage v.a. für diejenigen interessant, deren Verdienst 30.000 EUR im Jahr keinesfalls überschreitet und dies in den Jahren des Bausparens voraussichtlich auch nicht tun wird. Denn dann sind alle bzw. ein Teil der staatlichen Förderungen mit zu berücksichtigen.

Verdient man mehr als 20.900 EUR brutto im Jahr (1.740 EUR/Monat), so fällt die Förderung der Arbeitnehmer-Sparzulage weg. Ab 30.900 EUR auch die Wohnungsbau-Prämie (2.575 EUR/Monat).

Es gibt auch noch die Option der Riester-Zulage für Bausparen, sofern der Vertrag mit der Einschränkung abgeschlossen wird, dass dieser nur zum Bauen und Modernisieren verwendet wird. Ich persönlich würde davon allerdings abraten, um mir den Verwendungszweck des Bausparguthabens und Darlehens offen zu halten und zum anderen die Riesterzulage lieber in ein Altersvorsorgeprodukt zu stecken. Daher auch der Begriff der Riesterrente.

Allerdings ist ein Sparplan nur eine von vielen Anlagemöglichkeiten. Auch Tagesgeldkonten und Festgeld sind für die eher konservativen Sparer bei geringem Risiko nutzbar. So ist anstelle eines Banksparplans eine automatische monatliche Überweisung des Sparbetrages auf ein Tagesgeldkonto denkbar. Innerhalb der 15 Jahre kann dann alle paar Jahre der bis dahin ersparte Betrag für mehrere Jahre fest angelegt werden, während die laufenden monatlichen Beträge weiter auf dem Tagesgeldkonto angesammelt werden.

Anmerkung: Ich weise darauf hin, dass die diesem Beitrag genannten Beträgen und Zinssätze fiktiv sind und es sich um ein reines Zahlenspiel aus 2014 handelt. Die reale Kreditzinsentwicklung in der Zukunft kann nicht berücksichtigt werden und es wird keine Produktempfehlung ausgesprochen. Die Ergebnisse wurden ohne Kapitalertragsteuer, Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer gerechnet.


Kommentare

Eine Antwort zu „Ist ein Bausparvertrag oder ein Sparplan besser?“

  1. Ich bevorzuge Bausparverträge auch eher bei den niedrigeren Einkommensschichten – schon allein wegen der Möglichkeiten der staatlichen Förderung

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