Die sichersten Banken der Welt – Der Titel, unter dem das Magazin „Global Finance“ (www.gfmag.com) jährlich eine Liste von 50 Kreditinstituten veröffentlicht, ist leider missverständlich. Mit Sicherheit der Kundenkonten und Daten hat der Titel nichts zu tun, vielmehr geht es um die „Stabilität“ der jeweiligen Bank.
Das Magazin vergleicht für die Erstellung der Liste die Bewertungen (Rankings) der großen Rating-Agenturen Fitch, Moody’s sowie Standard & Poor’s im Langzeit-Kreditgeschäft der 500 größten – gemäß Bilanzsumme – Institute.
Dadurch sind aber die von einem Staat abhängigen Banken regelmäßig auf den vorderen Plätzen zu finden und in der diesjährigen Liste aus August 2012 ging der erste Platz an die KFW-Bank, die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Privatkunden dürfte Sie jedoch, außer in Bezug auf Förderungen und Kredite (z.B. Studenkredit, Photovoltaik-Förderung), kaum bekannt sein, besitzt Sie doch ansonsten auch kein Privatkundengeschäft.
Drei weitere deutsche Banken finden sich unter den TOP10: Die Landwirtschaftliche Rentenbank, die Landeskreditbank Baden-Württemberg-Förderbank und die NRW-Bank.
Die komplette Liste findet Ihr auf der Webseite des Magazins: http://www.gfmag.com/tools/best-banks/11930-worlds-50-safest-banks-2012.html
Die Einschätzung einer Rating-Agentur sagt nicht viel aus
Allerdings sagt das Ranking der 50 sichersten Banken nur wenig über die reale Stabilität und Vertrauenswürdigkeit aus, denn betrachtet man die Listen aus früheren Jahren, so waren in den vorderen Rängen im Jahr 2007 beispielsweise die Citigroup, Royal Bank of Scotland und die Dexia vertreten. Alle drei sind in den letzten Jahren aber als „Krisenbanken“ durch die Medien gegangen…
Auch die ABN Amro, Fortis oder die HBOS (2008 übernommen durch die Lloyds Banking Group) oder die Wachovia (2008 durch Wells Fargo übernommen) zählen wohl zu den Fehleinschätzungen des Magazins, das sich zugleich aber ausschließlich auf die Bewertungen mehrerer Rating-Agenturen stützt.
Jetzt stellt sich mir die Frage, warum die Kurse an den Börsen nach unten rauschen und viele Analysten und Anleger schockiert reagieren, wenn eine dieser Rating-Agenturen ein Land oder eine Bank abwertet. Nicht immer muss diese Entscheidung stimmen und ein Garant für eine weiterhin negative Entwicklung der Geschäftszweige sein, denn auch im Gegenzug ist eine Aufwertung oder neutrale Haltung kein positives Signal auf das zu 100% Verlass ist.
Eine Einschätzung basiert auf Schätzungen, also auf der genäherte Bestimmung -> Wahrscheinlichkeit.
Die Ermittlung von Kennzahlen und Statistiken sowie Wahrscheinlichkeiten ist wichtig – ohne Frage. Allerdings blind alle Aussagen auf die Goldwaage zu legen kann nicht der richtige Weg sein. Das gilt für Entscheidungen bei den Finanzen genauso wie bei anderen Dingen.
Übrigens: Auch die in der aktuellen Liste vertretene NRW-Bank ist beispielsweise als einer der größten deutschen Emittenten von Kreditausfallversicherungen im Geschäft mit stark risikobehafteten Derivaten. Das ist nicht unbedingt ein Zeichen einer „sicheren“ Bank 😉
Schreibe einen Kommentar